Analysen und Handlungsempfehlung
Jedes Jahr befasst sich der Zukunftsrat mit einem großen Schwerpunktthema. Dazu wird zunächst eine Studie erstellt, die während ihrer Entstehungsphase intensiv im Zukunftsrat diskutiert wird.
Aufbauend auf diesen Erkenntnissen formuliert der Zukunftsrat Handlungsempfehlungen an Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und ggf. Gesellschaft. Studie und Handlungsempfehlungen werden in einem großen Kongress der Öffentlichkeit vorgestellt und im Anschluss mit einer Veranstaltungsreihe in die bayerischen Regionen getragen.
Die Corona-Pandemie trifft Wirtschaft und Gesellschaft hart. Wie drastisch die direkten und indirekten Folgen tatsächlich sein werden, lässt sich gegenwärtig noch nicht sicher abschätzen: weder für die Gesundheit noch für die Volkswirtschaften oder gar das ganze Weltwirtschaftssystem. Klar ist aber, dass sowohl das Ausmaß der Krise als auch die zu ihrer Bewältigung getroffenen Maßnahmen von einer Intensität sind, die wir noch vor wenigen Monaten für unvorstellbar gehalten hatten.
Die Pandemie deckt in einigen Bereichen schon länger bestehende strukturelle Schwächen auf. In der akuten Phase der Krise haben Staats- und Bundesregierung unter hohem Zeitdruck in einem von großer Komplexität und Unsicherheit geprägten Umfeld gute Entscheidungen für unser Land getroffen. Mit den vorliegenden Handlungsempfehlungen will der Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft Anregungen geben, wie der Standort insgesamt noch resilienter aufgestellt werden kann, auch um Vorsorge für andere mögliche Katastrophenszenarien zu treffen. Im Fokus stehen dabei die Themen Prävention und Prädiktion, die Organisation eines sichereren Hochlaufs vor allem in der Arbeitswelt, ein Innovationsprogramm für die Wirtschaft und der Einsatz neuer Technologien im Dienst der Gesellschaft.
Insgesamt zehn technologische Zukunftsfelder sind für Bayern bzw. Deutschland in den kommenden Jahren besonders relevant. Sie sind gekennzeichnet durch ein erhebliches weltweites Wachstumspotenzial, ermöglichen ein Anknüpfen an vorhandene Kompetenzen (Forschung, Unternehmen) und haben in der Regel große Bedeutung für mindestens eine der stärksten Branchen am Standort. Neue Anwendungen und Tools, die aus den Zukunftsfelder entstehenden, können Ihre Potenziale nur entfalten, wenn sie den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Menschen gerecht werden, Neugierde und Begeisterung wecken, hinlänglich verstanden werden sowie deutliche Vorteile und ein positives Nutzererlebnis versprechen. Nicht nur deshalb steht der Faktor Mensch im Mittelpunkt.
Gesundheit und Medizin betreffen jeden einzelnen von uns unmittelbar. Die entscheidende Herausforderung ist, die Finanzierung des Gesundheitswesens langfristig im Griff zu behalten und dabei gleichzeitig die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Einen wesentlichen Beitrag können dabei neue Technologien leisten. Zentrales Ziel muss es deshalb sein, über neue technologische Lösungen die Versorgungsqualität nicht nur zu erhalten, sondern auszubauen, ohne die Ausgaben zu erhöhen. Gleichzeitig muss das Gesundheitssystem im Ganzen zukunftsfest ausgestaltet werden.
Die Digitalisierung durchdringt alle Technologie-, Lebens- und Arbeitsbereiche. Sie ist die zentrale Treiberin für praktisch alle technischen Innovationen und gesellschaftlichen Veränderungen, schreitet in allen Branchen und Wirtschaftszweigen voran und stiftet Nutzen – auch für die Gesellschaft als Ganzes und jeden einzelnen Bürger. Es gilt daher, eine führende Rolle unter den Innovationsstandorten in diesem Bereich einzunehmen. Die Digitalisierung ist kein ausschließlich technisches Phänomen und sollte auch nicht auf diese Dimension reduziert werden. Genauso entscheidend sind organisatorische Innovationen und die Sicherstellung sowie Weiterentwicklung der notwendigen Kompetenzen.
Für die bayerische Industrie sind der Kraftwagen- und Maschinenbau bei Produktion sowie Forschung und Entwicklung die mit Abstand wichtigsten Einzelbranchen. Zugleich sind es die größten Exportbranchen und sie sichern Bayerns heutigen wirtschaftlichen Erfolg. In jedem Zukunftskonzept für die bayerische Wirtschaft müssen deshalb der Kraftwagenbau und seine langfristige Stärkung eine tragende Rolle spielen. Gleichzeitig gilt es, die Emissionen im Sinne des Umwelt-, Klima- und Gesundheitsschutzes weiter zu senken und die Infrastrukturauslastung so zu optimieren, dass den Mobilitätsbedürfnissen in Ballungsräumen wie im ländlichen Raum bestmöglich entsprochen werden kann. Erforderlich sind deshalb technologieoffene, innovationsorientierte Ansätze und eine Unterstützung insbesondere der vielen Zulieferer in den laufenden Transformationsprozessen.
Unter Big Data versteht man Datenmengen, die zu groß oder zu komplex sind oder sich zu schnell ändern, um sie mit den herkömmlichen Methoden der Datenverarbeitung auswerten zu können. Ihre Verarbeitung dient dazu, nützliche Informationen zu gewinnen und einen Mehrwert zu schaffen, selbst wenn die Datenmengen zunächst unstrukturiert, fehlerhaft oder unvollständig sind. Der Einsatz von Big-Data-Methoden eröffnet so neue technologische und ökonomische Potenziale, die für nahezu alle Branchen Relevanz besitzen. Der Nutzen reicht von einer Optimierung unternehmensinterner Prozesse bis hin zu gänzlich neuen Geschäftsmodellen.
Die wirtschaftlichen Perspektiven Bayerns und die Wettbewerbsfähigkeit seiner Unternehmen auf den internationalen Märkten hängen in einem immer stärkeren Maße von der Forschung und Entwicklung in zentralen Technologiefeldern sowie der Umsetzung in wertschöpfende Produkte und Prozesse ab. Um unsere solide industrielle Basis für die Zukunft zu rüsten, müssen wir die Stärken durch Vernetzung stärken und gleichzeitig das Klumpenrisiko durch Diversifikation auflösen. Neue Technologien und daraus entstehende Innovationen sind der Schlüssel dazu. Vor diesem Hintergrund werden die technologischen Entwicklungen und Trends der kommenden Jahre sowie die Potenziale und Herausforderungen in Bayern und Deutschland analysiert