Zusammenfassung der Studie Gesundheit und Medizin – Herausfoderungen und Chancen
Das Gesundheitswesen ist ein komplexes System, an dem viele verschiedene Akteure beteiligt sind: Wissenschaft, Politik, Versicherungswesen, Heil- und Pflegeberufe, private Wirtschaft und Patienten. Es ist zugleich Sozialversicherung und Innovationssystem von großem wirtschaftlichen Gewicht.
Eine nachhaltige und effektive Gesundheitsversorgung ist von höchster Bedeutung. Der Fortschritt in Forschung und Entwicklung macht eine immer präzisere und individuellere Diagnose und Heilung vieler Krankheiten möglich. Gleichzeitig muss sich das Gesundheitssystem auf sich ändernde gesellschaftliche Rahmenbedingungen einstellen, beispielsweise mehr ältere Menschen, die zugleich länger aktiv sind, oder ein immer später auftretender Kinderwunsch und ein Trend zur „Selbstoptimierung“ auch im gesundheitlichen Bereich. Die Ausgaben pro Kopf im Gesundheitswesen wachsen jedoch weltweit schneller als das Bruttosozialprodukt.
Drei grundsätzliche Reaktionen sind denkbar:
Kostensteigerungen hinnehmen, was auch aufseiten des Staates mit einer Ausweitung der Gesundheitsausgaben verbunden sein wird
Sparen, Leistungsumfang reduzieren und Eigenverantwortung der Bürger für ihre Gesundheit stärken
Produktivität und Effizienz steigern, insbesondere über den Einsatz neuer Technologien und die Stärkung der diesbezüglichen Anreizsysteme, auch im Hinblick auf die Prävention
Zentrales Ziel muss es sein, über neue technologische Lösungen die Versorgungsqualität nicht nur zu erhalten, sondern auszubauen, ohne die Ausgaben zu erhöhen. Gleichzeitig muss das Gesundheitssystem im Ganzen zukunftsfest ausgestaltet werden. Dazu zählen eine geringere Abhängigkeit von demografischen Entwicklungen sowie eine möglichst effiziente Ausgestaltung, aber auch eine stärkere Betonung der Eigenverantwortung.
Die einzelnen Akteure sind an den Leistungsbeziehungen einerseits und der Umsetzung technologischer Entwicklungen in Produkte, Prozesse und Geschäftsmodelle andererseits mit teilweise sehr unterschiedlichen Perspektiven beteiligt. Überdies unterliegen Ansprüche und Angebote – nicht zuletzt vorangetrieben durch technologische Fortschritte etwa im Bereich Digitalisierung – einem ständigen Wandel. Das gilt auch für Einstellungen zu ethischen Aspekten und die grundsätzliche Frage nach dem Umfang der Versorgung, die jeder Bürger erhalten muss.
Entscheidend für das Gelingen ist ein kontinuierlicher Austausch zwischen allen Akteuren des Gesundheitssystems. Das schließt die Verfügbarkeit verlässlicher, evidenzbasierter Informationen ein, den gelingenden Wissenstransfer von der Forschung in die Praxis, die Transparenz in Bezug auf Risiken und Kosten, aber auch die Kommunikation des Nutzens von Innovationen insbesondere für die Patienten. Ihnen sollten deutlich mehr Chancen zur Mitwirkung eingeräumt werden. Das erhöht das Bewusstsein für Eigenverantwortung und gesundheitserhaltendes Verhalten sowie die Akzeptanz von technologischen Innovationen im Gesundheitswesen.