Ge­sell­schaft mit­neh­men

Kla­res Ver­ständ­nis von den Ver­ant­wort­lich­kei­ten

se­hen die Un­ter­neh­men auf der ge­sell­schaft­li­chen Ebe­ne haupt­säch­lich auf der emo­tio­na­len Ebe­ne, mit ei­ner star­ken Be­to­nung des er­leb­ba­ren Nut­zens.

 

 

In ers­ter Li­nie se­hen die Un­ter­neh­men sich selbst in der Pflicht, wenn es dar­um geht, Be­geis­te­rung für tech­no­lo­gi­sche Neue­run­gen zu we­cken. Das ist un­zwei­fel­haft rich­tig, wenn es um den Ab­satz kon­kre­ter Pro­duk­te geht, im Nor­mal­fall (d. h. ab­ge­se­hen von der Ver­ant­wor­tung für ein kon­kre­tes Fehl­ver­hal­ten) aber auch dar­auf be­schränkt. Denn für das Um­feld und das „Kli­ma“, in dem die Ge­sell­schaft sich mit tech­no­lo­gi­schem Wan­del aus­ein­an­der­setzt, ist ganz maß­geb­lich der Staat ver­ant­wort­lich, wie sich auch an den Aus­sa­gen zu den (in­fra­struk­tu­rel­len) Rah­men­be­din­gun­gen ab­le­sen lässt.

 

Für vie­le „Mis­sio­nen“, wie sie im Rah­men der staat­li­chen Po­li­tik de­fi­niert wer­den kön­nen, ist wie­der­um im Kern je­der Ein­zel­ne ver­ant­wort­lich, und die­ses Be­wusst­sein muss der Staat auch trans­por­tie­ren. Ein Bei­spiel ist der Kli­ma­schutz im Ver­kehrs­be­reich: Staat­li­che Re­gu­lie­rung setzt beim Her­stel­ler an, dem Flot­ten­grenz­wer­te vor­ge­schrie­ben wer­den. Funk­tio­nie­ren wird das al­ler­dings nur, wenn emis­si­ons­är­me­re Fahr­zeu­ge tat­säch­lich auch in gro­ßer Zahl nach­ge­fragt wer­den. Bis­lang sind die Zu­las­sungs­zah­len von Pkw mit al­ter­na­ti­ven An­trie­ben ge­ring. Die bis­he­ri­gen Ver­su­che, mit An­rei­zen (Kfz-Steu­er, Prä­mi­en etc.) die Nach­fra­ge zu er­hö­hen, ha­ben noch zu we­nig Wir­kung ge­zeigt.

Po­si­ti­ves Bild neu­er Tech­no­lo­gi­en schaf­fen

Ins­ge­samt ist die deut­sche Ge­sell­schaft nicht ne­ga­tiv ein­ge­stellt. Ech­te Be­geis­te­rung für tech­no­lo­gi­schen Fort­schritt ist al­ler­dings auch nicht fest­zu­stel­len, und ein­zel­ne tech­no­lo­gi­sche Trends wer­den sehr kri­tisch ge­se­hen. Wenn die Ge­sell­schaft Vor­be­hal­te ge­gen­über neu­en Tech­no­lo­gi­en oder An­wen­dun­gen pflegt, kann sich das als Wett­be­werbs­nach­teil aus­wir­ken. Der Staat ist da­her ge­for­dert, ein Kli­ma der Tech­no­lo­gie­of­fen­heit und In­no­va­ti­ons­freu­dig­keit zu schaf­fen. Zen­tral ist da­bei, den ge­sell­schaft­li­chen Nut­zen zu ver­mit­teln.

 

Es gilt, recht­zei­tig Chan­cen zu be­to­nen und Ri­si­ken rea­lis­tisch ein­zu­ord­nen, um Ängs­te nicht ent­ste­hen zu las­sen oder vor­han­de­ne po­si­tiv auf­zu­lö­sen. Der Staat darf we­der selbst so­fort ei­ne Ab­wehr­hal­tung aus dog­ma­ti­schen Grün­den ein­neh­men noch ei­ne sol­che in der Be­völ­ke­rung be­för­dern

 

Die Ein­bin­dung der Ge­sell­schaft er­folgt heu­te öf­ter als frü­her auch pro­ak­tiv, was grund­sätz­lich gut ist. Der ge­sell­schaft­li­che Dis­kurs muss al­ler­dings so ge­führt wer­den, dass Ri­si­ken nicht al­le Chan­cen über­la­gern. Beim au­to­no­men Fah­ren kann das trotz des letzt­lich aus­ge­wo­ge­nen Er­geb­nis­ses der Ethik-Kom­mis­si­on be­zwei­felt wer­den: Es gibt kein Bild, das in der Ge­sell­schaft zu die­sem The­ma prä­sen­ter wä­re als das des Au­tos, das sich zwi­schen der Ver­let­zung zwei­er Per­so­nen(grup­pen) ent­schei­det. Ethik soll­te als In­no­va­ti­ons­trei­ber ver­stan­den und ein­ge­setzt wer­den: als das Auf­zei­gen von Chan­cen, wie neue An­wen­dun­gen zum Nut­zen des Men­schen ein­ge­setzt wer­den kön­nen.

Neue An­wen­dun­gen ge­zielt für Par­ti­zi­pa­ti­on nut­zen

Der Ein­satz neu­er Tech­no­lo­gi­en bzw. dar­auf ba­sie­ren­der An­wen­dun­gen er­öff­net auch Chan­cen, die Aus­wir­kun­gen und den Nut­zen von Ver­än­de­run­gen zu trans­por­tie­ren. Ein Bei­spiel sind 3D-An­wen­dun­gen (Vi­sua­li­sie­rung, Si­mu­la­ti­on), die et­wa bei Bau­vor­ha­ben An­woh­nern und wei­te­ren In­ter­es­sier­ten de­mons­trie­ren kön­nen, wie die neue In­fra­struk­tur sich in die Um­ge­bung ein­fügt. Gleich­zei­tig kann auf An­re­gun­gen und Ein­wän­de so­fort re­agiert wer­den: Mit ei­ner An­pas­sung der Pa­ra­me­ter kann z. B. na­he­zu in Echt­zeit ge­zeigt wer­den, wel­che Aus­wir­kun­gen ei­ne an­de­re Bau­wei­se, Tras­sen­füh­rung etc. hät­te. Ar­gu­men­te kön­nen so­fort ver­ar­bei­tet und bei Be­darf glaub­haft wi­der­legt wer­den. Da­mit wird ei­ne öf­fent­li­che Kon­sul­ta­ti­on mit di­rek­tem Feed­back mög­lich.

 

Bis­her ist der Staat hier zu zö­ger­lich beim Ein­satz neu­er Tech­no­lo­gi­en. Stutt­gart 21 ist ein Bei­spiel: Die Werk­zeu­ge für ei­ne über­zeu­gen­de Vi­sua­li­sie­rung der ver­schie­de­nen Op­tio­nen und des Ziel­zu­stands la­gen vor, ka­men aber nicht zum Ein­satz. Künf­tig müs­sen sol­che An­wen­dun­gen im Rah­men von Par­ti­zi­pa­ti­ons­ver­fah­ren zum Stan­dard wer­den.

 

Der Staat ist auch ge­for­dert, neue­re Ka­nä­le stär­ker zu be­set­zen und ins­be­son­de­re Fake News et­was „Be­glau­big­tes“ ent­ge­gen­zu­set­zen. Da­zu reicht es mög­li­cher­wei­se nicht, nur ei­nen Face­book-, YouTube- oder Ins­ta­gram- Ac­count zu be­trei­ben, wenn man ei­ne brei­te Ziel­grup­pe er­rei­chen will. Auch In­flu­en­cer müs­sen bei­spiels­wei­se ernst ge­nom­men und als neu­es Kom­mu­ni­ka­ti­ons­me­di­um ge­nutzt wer­den. Es kann hel­fen, wenn sich die Ver­ant­wort­li­chen im Sin­ne ei­nes Per­spek­tiv­wech­sels selbst als In­flu­en­cer be­grei­fen und ent­spre­chend agie­ren. Ver­gleich­bar der Ge­gen­dar­stel­lung in der Zei­tung muss auch hier der So­ci­al-Me­dia-Nut­zer dort er­reicht wer­den, wo er sich in­for­miert. Ein ak­tu­el­les Bei­spiel ist der Impf­schutz: Jah­re­lang war die Ma­sern­imp­fung kein The­ma, bis die So­ci­al-Me­dia-Ka­nä­le ge­flu­tet wur­den von Fake News über an­geb­li­che Impf­schä­den – mit dem Er­geb­nis, dass Ma­sern wie­der auf dem Vor­marsch sind. Ver­pflich­tun­gen und Straf­an­dro­hun­gen sind hier als al­lei­ni­ges Mit­tel nicht aus­rei­chend, wie die Impf­zah­len und vor al­lem Krank­heits­fäl­le in be­nach­bar­ten Staa­ten wie Frank­reich oder Ita­li­en zei­gen.

Rea­lis­ti­sche Er­war­tun­gen in der Be­völ­ke­rung er­zeu­gen

Ne­ben den Un­ter­neh­men selbst sind auch die staat­li­chen Ein­rich­tun­gen als „neu­tra­le In­stan­zen“ ge­for­dert, wenn es dar­um geht, rea­lis­ti­sche Er­war­tun­gen im tech­no­lo­gi­schen Wan­del zu we­cken. Staat und Po­li­tik müs­sen Zu­sam­men­hän­ge und die Aus­wir­kun­gen grund­le­gen­der Wei­chen­stel­lun­gen früh­zei­tig und so trans­pa­rent und ver­ständ­lich wie mög­lich kom­mu­ni­zie­ren.

 

 

Tech­no­lo­gi­schen Fort­schritt und Nach­hal­tig­keit ge­mein­sam vor­an­trei­ben

Vie­le neue An­wen­dun­gen er­leich­tern das Le­ben der Men­schen und stif­ten gro­ßen Nut­zen in der Ge­sell­schaft. Gleich­zei­tig steigt mit neu­en Tech­no­lo­gi­en oft auch der Be­darf an be­stimm­ten Res­sour­cen. Tech­no­lo­gie kann auch für die Be­wäl­ti­gung die­ser Fra­ge der Schlüs­sel sein, wenn die ent­spre­chen­den Lö­sun­gen mit­be­dacht wer­den.

Auf der Ebe­ne von En­er­gie­trans­port und -ver­tei­lung ge­winnt die Mo­der­ni­sie­rung der In­fra­struk­tur in Rich­tung sog. in­tel­li­gen­ter Net­ze (Smart Grids: dif­fe­ren­zier­te und in Tei­len selbst or­ga­ni­sier­te Steue­rung von ver­knüpf­ten En­er­gie­net­zen) in den nächs­ten Jah­ren wei­ter an Be­deu­tung. Ih­nen wird ei­ne wich­ti­ge Rol­le bei der Sta­bi­li­sie­rung und Aus­re­ge­lung von fluk­tu­ie­ren­der Ein­spei­sung bei er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en, stei­gen­den Nach­fra­ge­spit­zen durch neue Ver­brau­cher und da­mit bei der Ak­ti­vie­rung von Fle­xi­bi­li­tät zu­ge­schrie­ben. Der Ein­satz von Smart Grids konn­te nach ei­ner Ab­schät­zung des Fraun­ho­fer-In­sti­tuts für Sys­tem- und In­no­va­ti­ons­for­schung zu­dem mit­tel­bar in al­len Wirt­schafts­be­rei­chen (u. a. En­er­gie, Ge­sund­heit, Ver­kehr) zu jähr­li­chen Ef­fi­zi­enz­ge­win­nen und zu­sätz­li­chen Wachs­tums­im­pul­sen in Mil­li­ar­den­ho­he fuh­ren. Auch aus der zu­neh­men­den Au­to­ma­ti­sie­rung des Ver­kehrs- bzw. Trans­port­we­sens er­ge­ben sich gro­ße Chan­cen. Bei­de Be­rei­che set­zen eben­falls stark auf Künst­li­che In­tel­li­genz.

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