Forschung stärker auf Chancen ausrichten
Positive externe Effekte

Positive externe Effekte von neuen Technologien müssen in der Forschung eine deutlich größere Rolle spielen, um auch hier Chancen (Nutzen) gleichberechtigt mit Risiken (Kosten) zu betrachten.
Externe Effekte bzw. Externalitäten entstehen dadurch, dass der Verursacher (z. B. das Unternehmen) nicht alle von ihm verursachten Kosten selbst trägt bzw. der Nutzen nicht nur bei ihm entsteht. Es besteht eine Differenz zwischen den sozialen (volkswirtschaftlichen) und den privaten Kosten und Nutzen. Während negative externe Effekte in vielen Feldern Gegenstand intensiver Forschungstätigkeit sind (z. B. Emissionen des Verkehrs oder bei der Energieerzeugung), spielen positive externe Effekte (z. B. der Grundlagenforschung, aber beispielsweise auch der Wissensdiffusion im privatwirtschaftlichen Bereich) eher eine Nebenrolle.
Die Erfassung externer Effekte ist wichtig, weil sie Grundlage für Eingriffe des Staates ist: sowohl bei positiven externen Effekten (insbesondere durch Subventionen, um einen Anreiz zu setzen, mehr von dem entsprechenden Gut bereitzustellen) als auch bei negativen externen Effekten (Ge- und Verbote, Steuern, Zertifikate etc.).
Erfolgsfaktoren für den Einsatz neuer Technologien

Auch Erfolgsfaktoren für die Technologiediffusion und -implementierung müssen intensiv weiter erforscht werden. Die Studie TechCheck 2019. Erfolgsfaktor Mensch. zeigt, dass es zwar viele einzelne Ansätze und Beiträge gibt, daraus aber noch kein großes Bild entwickelt werden konnte. Angesichts der Bedeutung neuer Technologien und Innovationen für unsere Gesellschaft muss daran weiter gearbeitet werden. Die Evaluierungsmethoden müssen hinterfragt und verfeinert werden, da die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass das häufig gewählte Instrument der Befragung allein nicht ausreicht, um daraus belastbare Erkenntnisse und insbesondere Leitlinien für künftiges Handeln abzuleiten.
Mehr Raum für Experimente, mehr Mut zum Risiko

Um wahrhaft neue Technologien, Anwendungen und Geschäftsmodelle zu entdecken, muss in der Forschung mehr Raum für Experimente geschaffen werden. Dazu gehört auch, das Risiko in Kauf zu nehmen, dass Ergebnisse nicht direkt verwertbar sind oder nicht in die Richtung gehen, die sich der Staat als Fördermittelgeber erhofft hat. Es kann nicht sein, dass man bei Antragstellung das Ergebnis praktisch schon kennen muss. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) muss verstärkt auch Forschungsprojekte fördern, bei denen weniger die Anträge als vielmehr die (möglichen) Ergebnisse im Mittelpunkt der Beurteilung stehen. Gleichzeitig bleibt es erforderlich, die Qualität von Anträgen zu beurteilen. Dazu müssen Kriterien für eine Klassifizierung und die Gestaltung des Portfolios entwickelt werden. Während sich das Portfolio an den übergeordneten Missionen, der Technologie- und Industriestrategie des Staates orientieren kann, kommt als ergänzendes Kriterium z. B. eine vorab erfolgte Beurteilung von Leistungsfähigkeit und Seriosität der Antragsteller in Betracht.
Es sollten also auch Forschungsschwerpunkte bzw. übergeordnete Ziele für Programme definiert werden und dafür – ähnlich wie bei der amerikanischen National Science Foundation üblich – Experten zur DFG geholt werden, die diese Programme entwickeln, Ausschreibungen koordinieren und die Umsetzung steuern.
Die DFG sollte eine Initiative zur Stärkung interdisziplinärer Forschung starten. Das gilt insbesondere auch für Projekte im Normalverfahren, die Förderung von Forschergruppen und Sonderforschungsbereichen. Die Interdisziplinarität muss dabei gerade auch durch eine entsprechende Ausgestaltung der Entscheidungsprozesse (Begutachtungsprozesse, Finanzierungsrahmen und Behandlung) gefördert werden.
Generell müssen die Prozesse der DFG beschleunigt werden und schnellere Förderentscheidungen ermöglichen, um gerade auf den sich weltweit besonders dynamisch entwickelnden Feldern Schritt halten zu können.

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