Ba­lan­ce zwi­schen Ge­mein­wohl und Ein­zel­in­ter­es­sen fin­den

Die Ge­sell­schaft muss sich klar zu der Fra­ge po­si­tio­nie­ren, wie der Aus­gleich zwi­schen All­ge­mein­wohl und Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen ge­schaf­fen wer­den soll und in wel­chen Fäl­len ei­nes der bei­den vor­geht. Dar­über muss ein breit an­ge­leg­ter Aus­tausch ge­sucht wer- den, der neue Me­di­en nutzt und al­len Be­völ­ke­rungs­grup­pen ei­ne Be­tei­li­gung er­mög­licht. Der Kon­sens soll­te dann kon­se­quent zur Grund­la­ge künf­ti­gen Ver­wal­tungs­han­delns ge­macht wer­den.

 

Ei­ne ge­setz­li­che Re­ge­lung al­lein führt nicht zur Be­frie­dung, wie die bis­he­ri­gen Er­fah­run­gen mit „Pla­nungs­be­schleu­ni­gungs­ge­set­zen“ zei­gen. Un­ab­hän­gig da­von, ob noch ein Rechts­weg of­fen­steht oder ein förm­li­ches Ver­fah­ren durch­ge­führt wird, for­miert sich vor Ort viel­fach Wi­der­stand. Die­ser or­ga­ni­siert sich zu­neh­mend au­ßer­halb der Ver­wal­tungs­ver­fah­ren, flan­kiert durch ei­ne me­dia­le Mo­bi­li­sie­rung (z. B. über So­ci­al Me­dia). Auch bau­rei­fe Vor­ha­ben wer­den dann oft nicht oder nur mit er­heb­li­cher Ver­zö­ge­rung um­ge­setzt, weil staat­li­che Stel­len und Po­li­tik hilf­los auf die Pro­tes­te au­ßer­halb – an sich ord­nungs­ge­mäß durch­ge­führ­ter – Ver­fah­ren re­agie­ren. Das gilt zu­dem auch für lo­ka­le oder re­gio­na­le Tei­l­ele­men­te von Vor­ha­ben, die ins­ge­samt von ei­ner brei­ten Un­ter­stüt­zung pro­fi­tie­ren, et­wa im Zu­sam­men­hang mit der En­er­gie­wen­de.

 

Es muss da­her der Ver­such un­ter­nom­men wer­den, die Grund­satz­fra­gen (was muss der Ein­zel­ne im In­ter­es­se des All­ge­mein­wohls hin­neh­men, wo ist da­ge­gen im­mer ei­ne um­fas­sen­de Aus­ein­an­der­set­zung mit Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen ge­bo­ten, in wel­cher Form muss das ge­sche­hen etc.) in ei­nem breit an­ge­leg­ten Dis­kus­si­ons­pro­zess zu er­ör­tern. Für ei­nen kon­struk­ti­ven Um­gang mit kri­ti­scher Öf­fent­lich­keit gilt es, neue Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Par­ti­zi­pa­ti­ons­for­ma­te zu ent­wi­ckeln. Die Er­fah­rung zeigt, dass es nicht un­be­dingt Kon­sens braucht, um auch mit kon­tro­ver­sen Tech­no­lo­gi­en um­zu­ge­hen; es be­darf al­ler­dings der Kom­mu­ni­ka­ti­on und Teil­ha­be. Statt Kon­sens ist da­her „in­for­mier­ter Dis­sens“ ei­ne rea­lis­ti­sche und kon­struk­ti­ve Ziel­grö­ße.

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