Wan­del im Zu­sam­men­spiel Mensch-Tech­nik

Seit die ers­ten Werk­zeu­ge her­ge­stellt wur­den, hat sich viel ver­än­dert. So schnell wie heu­te – ge­trie­ben vor al­lem durch die di­gi­ta­le Trans­for­ma­ti­on – hat sich der Wan­del al­ler­dings noch nie voll­zo­gen. Ar­beits­er­leich­te­rung oder er­satz­lo­ser Weg­fall mensch­li­cher Tä­tig­keit, neue Rol­len und neue For­men der Ar­beits­tei­lung bzw. Ko­ope­ra­ti­on for­dern den Ein­zel­nen und die Ge­sell­schaft her­aus. Die „Ma­schi­ne“ ist heu­te viel we­ni­ger greif­bar als frü­her, weil mit dem Sie­ges­zug von Soft­ware und Platt­for­men ne­ben die tech­ni­schen Ge­rä­te auch vir­tu­el­le „In­for­ma­ti­ons­ver­ar­bei­tungs­ma­schi­nen“ ge­tre­ten sind.

 

Im Mit­tel­punkt steht im­mer der Mensch. Die Ge­stal­tung der Mensch-Ma­schi­ne-In­ter­ak­ti­on, die Ein­bin­dung von Mit­ar­bei­tern in den Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess und die Aus­rich­tung von In­no­va­tio­nen auf den Nut­zen für den Men­schen sind die ent­schei­den­den Er­folgs­fak­to­ren für

  • am Markt er­folg­rei­che In­no­va­tio­nen und da­mit Wachs­tum, Ar­beits­plät­ze und Wert­schöp­fung am Stand­ort
  • das Ge­lin­gen der Im­ple­men­tie­rung neu­er An­wen­dun­gen im Un­ter­neh­men und
  • Tech­no­lo­gie- und In­no­va­ti­ons­be­geis­te­rung in der Ge­sell­schaft.

 

Die Be­deu­tung lässt sich auch dar­an ab­le­sen, dass mit der Mensch-Ma­schi­ne-In­ter­ak­ti­on (MMI) ver­bun­de­ne Tech­no­lo­gi­en im letz­ten Jahr­zehnt welt­weit ein sehr dy­na­mi­sches Wachs­tum ver­zeich­ne­ten. Die Ge­samt­zahl ak­ti­ver Pa­tent­fa­mi­li­en hat sich seit 2008 auf 230.000 im Jahr 2018 et­wa ver­drei­facht. Im Zen­trum ste­hen da­bei die Touch-An­wen­dun­gen, mit de­nen das star­ke Wachs­tum be­gann, wäh­rend zu­letzt auch die Sprach­steue­rung stark zu­ge­nom­men hat, die wie­der­um eng mit den Ent­wick­lun­gen auf dem Feld der Künst­li­chen In­tel­li­genz ver­knüpft ist (vgl. Ab­bil­dung un­ten).

 

 

Be­son­ders be­deut­sam ist die Mensch-Ma­schi­ne-In­ter­ak­ti­on ge­gen­wär­tig auf den Zu­kunfts­fel­dern Di­gi­ta­li­sie­rung und In­tel­li­gen­te Ver­kehrs­sys­te­me. Auch in Me­di­zin- und Ge­sund­heits­tech­no­lo­gi­en so­wie In­dus­tri­el­len Pro­duk­ti­ons­tech­no­lo­gi­en spielt MMI ei­ne wich­ti­ge Rol­le, in Bay­ern eben­so wie aus glo­ba­ler Sicht. Auf­grund der Do­mi­nanz der An­wen­dun­gen im Di­gi­ta­li­sie­rungs­be­reich lohnt sich ei­ne dif­fe­ren­zier­te­re Be­trach­tung der dor­ti­gen An­wen­dungs­tech­no­lo­gi­en (vgl. Ab­bil­dung un­ten).

 

Im welt­wei­ten Ver­gleich zeigt die Pa­tent­struk­tur aus glo­ba­ler Sicht ei­ne Do­mi­nanz der Touch-Tech­no­lo­gie, ge­folgt von der Sprach­er­ken­nung. In Deutsch­land ist die Do­mi­nanz der Touch-Tech­no­lo­gie we­ni­ger stark aus­ge­prägt, da­für neh­men die Sprach- und die Ges­ten­steue­rung mehr Platz ein. In Bay­ern ist die Ges­ten­steue­rung noch et­was aus­ge­präg­ter als in Ge­samt­deutsch­land, da sie mehr­heit­lich in der Au­to­mo­bil­in­dus­trie An­wen­dung fin­det (vgl. Ab­bil­dung un­ten).

 

 

Be­trach­tet man al­le Pa­ten­te im Be­reich der MMI-Tech­no­lo­gie, dann sind Chi­na, Ja­pan und Süd­ko­rea für mehr als 50 Pro­zent der Pa­ten­te ver­ant­wort­lich. Im Be­reich der Touch-Tech­no­lo­gie sind es so­gar 72 Pro­zent. Durch den Fo­kus auf die Welt­klas­se­pa­ten­te re­du­zie­ren sich die Pa­tent­men­gen und -an­tei­le der asia­ti­schen Län­der deut­lich auf im Schnitt rund 25 Pro­zent. Im Ge­gen­zug steigt die Be­deu­tung der USA auf deut­lich über 40 Pro­zent in ei­ni­gen Tech­no­lo­gi­en. Ei­ne Aus­nah­me bil­det wei­ter die Touch- Tech­no­lo­gie. Mit 48 Pro­zent kommt knapp die Hälf­te der Welt­klas­se­pa­ten­te nach wie vor aus Chi­na, Ja­pan und Süd­ko­rea. Im Um­kehr­schluss zeigt sich die ge­rin­ge Be­deu­tung Deutsch­lands. Ei­ne Aus­nah­me ist die Exo­s­ke­lett-Tech­no­lo­gie, in der Deutsch­land mit 74 Welt­klas­se­pa­ten­ten ei­nen An­teil von rund zehn Pro­zent er­reicht (vgl. Ab­bil­dung un­ten).

 

 

In ab­so­lu­ten Zah­len liegt auch in Deutsch­land die Touch-Tech­no­lo­gie mit 418 Welt­klas­se­pa­ten­ten vor­ne, ge­folgt von der Sprach­tech­no­lo­gie mit 162 Welt­klas­se­pa­ten­ten. Ins­ge­samt ver­fügt Deutsch­land über 1.066 Welt­klas­se­pa­ten­te in den MMI-Tech­no­lo­gi­en. Auf Bay­ern ent­fällt da­von mit 373 Welt­klas­se­pa­ten­ten rund ein Drit­tel. Die baye­ri­sche Tech­no­lo­gie­struk­tur äh­nelt der Struk­tur Deutsch­lands, wenn auch mit ei­nem we­ni­ger aus­ge­präg­ten Schwer­punkt in Touch-Tech­no­lo­gi­en.

 

Ver­knüpft man die MMI-Tech­no­lo­gi­en mit den zehn Zu­kunfts­fel­dern zeigt sich für Bay­ern, dass die MMI-Tech­no­lo­gi­en im Be­reich IKT und Di­gi­ta­li­sie­rung breit an­ge­wen­det wer­den. Hier un­ter­schei­det sich Bay­ern nicht von der glo­ba­len Ent­wick­lung. Al­ler­dings sind in Bay­ern die Schwer­punkt­tech­no­lo­gi­en Ge­sund­heit und Me­di­zin so­wie Mo­bi­li­tät sehr in­ten­siv mit den MMI-Tech­no­lo­gi­en ver­knüpft. In den Mo­bi­li­täts­tech­no­lo­gi­en ha­ben vor al­lem Touch, Ges­tik und Au­gen­be­we­gung Ein­zug ge­hal­ten. Im Ge­sund­heits­we­sen und der Me­di­zin­tech­nik sticht kei­ne MMI-Tech­no­lo­gie her­aus (vgl. un­ten­ste­hen­den Ab­bil­dung). So­mit ist in Bay­ern die An­wen­dung der MMI-Tech­no­lo­gi­en et­was brei­ter als in der Glo­bal­be­trach­tung auf­ge­stellt.

 

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