Konkrete Umsetzung erleichtern
Was getan werden muss, um die konkrete Umsetzung zu erleichtern, damit die Potenziale der Neuen Wertschöpfung durch Digitalisierung in Bayern gehoben werden können, lesen Sie in dieser Zusammenfassung der Handlungsempfehlungen des Zukunftsrats der Bayerischen Wirtschaft.
Die ausführlichen Handlungsempfehlungen stehen Ihnen hier rechts als PDF zum Herunterladen zur Verfügung.
Wettbewerbspolitik gestalten
Politik Wirtschaft Wissenschaft
Der Staat muss ein Level Playing Field schaffen: Entscheidend ist, dass die gleichen Rahmenbedingungen für Traditionsbetriebe und Start-ups, für inländische und ausländische Unternehmen gelten. Regulative Schutzmauern sind in einer globalisierten Welt der falsche Weg.
Ein offenes und freies Hochleistungs-Telekommunikationsnetz ist die Grundlage für die neue Wertschöpfung. Es gilt, Netzneutralität zu gewährleisten: Speziellen sicherheitsrelevanten Anwendungen ist per Gesetz Vorrang einzuräumen, ansonsten müssen alle gleichberechtigt auf das Netz zugreifen können.
Der Staat als Auftraggeber sollte stets neutrale Schnittstellen für die Datenübergabe nutzen und ihren Einsatz fordern, um einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten und Monopole zu verhindern.
Rechtsrahmen für Datenwirtschaft schaffen
Politik Wirtschaft Wissenschaft
Beim Thema Datenschutz und Datensicherheit muss ein Schwerpunkt auf der Wissensvermittlung liegen – Unkenntnis und Unsicherheit wirken sich als Hemmnisse und Sicherheitsrisiken aus.
Für die Verwertung von Daten (Informationen als Vermögenswerte) sind vorrangig vertragliche Lösungen zu nutzen. Für den Handel mit Wissen bzw. virtuellem digitalen Kapital sollten geeignete Marktplätze geschaffen werden.
Formvorschriften müssen modernisiert werden, um das volle Potenzial der Digitalisierung auszuschöpfen. Dabei ist insbesondere auf eine anwenderfreundliche Ausgestaltung zu achten.
Für alle im öffentlichen Interesse aufzubewahrenden Daten sind öffentlich dokumentierte, offene und standardisierte Datenformate für die Speicherung erforderlich, die unabhängig von Updates etc. jahrzehntelang lesbar bleiben. Zusätzlich müssen eine physische Speicherung die notwendige Redundanz gewährleisten und die Daten regelmäßig migriert werden. Insoweit ist auch jedes Unternehmen und jeder Bürger gefordert; Staat und Organisationen der Wirtschaft sollten das notwendige Know-how bereitstellen.
Zu Inhalt und Grenzen des Rechts auf Vergessenwerden muss eine gesellschaftliche Diskussion geführt werden.
Der Staat muss Open Data umfassend gewährleisten und auch auf europäischer bzw. internationaler Ebene dafür eintreten: Sämtliche vom Staat erhobenen Daten müssen ohne gesondertes Entgelt öffentlich zugänglich gemacht werden, solange keine schutzwürdigen Interessen von Unternehmen oder des Einzelnen entgegenstehen.
Beim Rechtsrahmen für Roboter und KI Augenmaß wahren
Politik Wirtschaft Wissenschaft
Es darf keine Robotersteuer eingeführt werden. Es gilt vielmehr, die aus technologischen Innovationen bereits entstehenden Steuereinnahmen intelligent und insbesondere für Zukunftsinvestitionen zu nutzen.
Bei Haftungsfragen im Zusammenhang mit Robotern und Algorithmen ist Aktionismus zu vermeiden. Für den heutigen Stand der Technik reichen die verfügbaren Rechtsinstrumente aus. Mögliche künftige Szenarien sind fortlaufend interdisziplinär zu erörtern, um Lösungen zu entwickeln und etwaigen Regelungsbedarf zu identifizieren.
Standardisierung vorantreiben
Politik Wirtschaft Wissenschaft
Die Standardisierung ist in erster Linie unternehmerische Aufgabe. Die bayerische Wirtschaft muss sich auf nationaler und internationaler Ebene noch stärker in den Standardisierungs- und Normungsprozess einbringen, gerade auch der Mittelstand.
Wo ausnahmsweise eine staatliche Beteiligung notwendig ist, müssen die Rahmenbedingungen umgehend geschaffen werden, beispielsweise beim BIM. Ferner ist zu prüfen, inwiefern im Sinne vergleichbarer Wettbewerbsbedingungen mit dem Ausland eine stärkere Unterstützung der unternehmerischen Aktivitäten geboten ist.
Synergien heben
Politik Wirtschaft Wissenschaft
Unternehmen, Wissenschaft und Staat müssen noch viel stärker branchenübergreifend denken: Was in der Industrie der digitale Zwilling ist, heißt in der Bauwirtschaft Building Information Modeling, und auch in der Landwirtschaft können die Produkte vollständig digital abgebildet werden. Die Entwicklungen ähneln sich stark. Für die Unternehmen lohnt es sich daher, den Blick auf andere Branchen und Sektoren zu richten. Auch Staat und Organisationen der Wirtschaft müssen in ihrem Tätigkeitsfeld vernetzt denken und Begegnungspunkte schaffen, z. B. bei Veranstaltungen.
Um den Wissenstransfer, insbesondere in den Mittelstand, zu erleichtern, sollten deshalb branchenübergreifende Best-Practice- Datenbanken aufgebaut werden, in denen besonders erfolgreiche Projekte mit den zu lösenden Problemen beschrieben werden, ggf. ergänzt durch Hinweise auf Dienstleister oder mögliche Kooperationspartner.
Es müssen neue, auch branchenübergreifende, Plattformen für den sicheren Datenaustausch und die „Bewirtschaftung“ der Daten aufgebaut werden – vorrangig durch die Wirtschaft selbst und, wo notwendig, mit staatlicher Unterstützung.
Start-ups in den Fokus nehmen
Politik Wirtschaft Wissenschaft
Die Unternehmen sind gefordert, das Aufkommen neuer Wettbewerber und Angebote im Blick zu behalten. Ein sinnvoller und zur Nachahmung empfohlener Weg sind Brancheninitiativen für die Vernetzung mit Start-ups, wie es sie in Bayern im Versicherungs-bereich gibt.
Die staatlichen Angebote für Start-ups müssen auf einer einheitlichen Plattform gebündelt und die einzelnen Unternehmen dort sichtbar und für etablierte Unternehmen auffindbar gemacht werden.
Digitale Transformation in den Unternehmen vorantreiben
Politik Wirtschaft Wissenschaft
Jedes Unternehmen braucht eine Digitalisierungsstrategie. Dabei ergeben sich zu verschiedenen weiteren strategischen Bereichen wichtige Schnittstellen, die es ebenfalls zu bearbeiten und in der Unternehmensstrategie abzubilden gilt, um die Potenziale der Digitalisierung voll ausschöpfen zu können.
Digitales Wissen muss identifiziert und bewertet werden, um auf dieser Basis Entscheidungen über Geschäftsmodelle und mögliche Schutzmaßnahmen zu treffen.
Im Rahmen bzw. als Ergebnis der Wissensstrategie muss geprüft werden, ob eine Beteiligung an oder sogar Gründung von Branchenplattformen sinnvoll ist.
Eine Cyber- / Datensicherheitsstrategie ist zwingend – jedes Unternehmen verfügt über Daten, die für den eigenen Geschäftsbetrieb entscheidend sind und die es deshalb zu schützen gilt. Der Staat ist gefordert, gerade kleinere und mittlere Unternehmen dabei zu unterstützen.
Angesichts der Bedeutung von Plattformen und Webauftritten muss eine Medienstrategie Bestandteil jeder Digitalisierungsstrategie sein.
Das Unternehmen sollte so umfassend wie möglich digital abgebildet sein. Das gilt in jedem Fall für neue Objekte. Aber auch Bestandsobjekte sollten sukzessive digitalisiert werden, wenn sich das mit einem entsprechenden Business Case hinterlegen lässt, etwa Gebäude nach der BIM-Methodik. Eine technologieoffene und marktwirtschaftlich ausgerichtete staatliche Förderung kann dabei wichtige Anreize setzen.
Software ist die Grundvoraussetzung für die Nutzung bzw. Weiterverarbeitung des „Rohstoffs Daten“ und von zentraler Bedeutung in den Produktions- und Wertschöpfungsketten. Softwarekompetenz muss als eine zentrale Querschnitts- und Führungsaufgabe verstanden werden.
Im Hinblick auf den anstehenden Strukturwandel im Bereich Arbeit muss das Kompetenzmanagement in den Unternehmen aktiv gestaltet werden.
Eine erfolgreiche digitale Transformation braucht auch die passende Unternehmensorganisation. Dazu gehört ein neues Nebeneinander von klassisch hierarchisch strukturierten Bereichen und agilen Elementen. Das Wissen über Erfolg versprechende Strategien muss systematisiert und den Unternehmen zur Verfügung gestellt werden.
Insbesondere der Mittelstand sollte bei der Gestaltung von Innovationsprozessen mit digitalen Tools unterstützt werden, beispielsweise im Hinblick auf Kooperationsmodelle.