Grundlagen schaffen
Hier sehen Sie eine Zusammenfassung der Handlungsempfehlungen des Zukunftsrats der Bayerischen Wirtschaft, damit die Grundlagen geschaffen werden, um die Potenziale der Neuen Wertschöpfung durch Digitalisierung in Bayern zu heben.
Die ausführlichen Handlungsempfehlungen stehen Ihnen hier rechts als PDF zum Herunterladen zur Verfügung.
Veränderungen erkennen und aufgreifen
Politik Wirtschaft Wissenschaft
Die Digitalisierung verändert Produkte, Prozesse und Geschäftsmodelle. Damit wandeln sich auch Märkte, Marktgeschehen und Marktteilnehmer tiefgreifend. Die Studie Neue Wertschöpfung durch Digitalisierung zeigt, wie sich von der Landwirtschaft über die Industrie bis hin zu den Dienstleistungen die gleichen Veränderungsprozesse vollziehen:
- Plattformen gewinnen an Bedeutung
- Neue technologische Risiken entstehen
- Die Rollen wandeln sich, auch im Verhältnis zum Kunden
- Wertschöpfungsketten ändern sich
- Neue Wettbewerber treten auf
- Automatisierungspotenziale und neue inhaltliche Anforderungen prägen die Arbeit
- Neue organisatorische Herausforderungen treten auf
- Datenmenge und Auswertungsmöglichkeiten nehmen zu
- Für Innovationsprozesse ergeben sich neue Potenziale
Um Chancen zu erkennen und das Risiko zu minimieren, von disruptiven Veränderungen überrascht zu werden, müssen die sich quer durch alle Sektoren abzeichnenden Trends beobachtet und die Übertragbarkeit auf den eigenen Bereich bedacht werden.
Infrastruktur zukunftsfähig ausbauen
Politik Wirtschaft Wissenschaft
Der flächendeckende Ausbau einer hochleistungsfähigen Telekommunikationsinfrastruktur ist mit einer Mobilfunk- und Glasfaser-initiative in Städten und im ländlichen Raum konsequent umzusetzen.
Bei der Entwicklung des 5G-Standards müssen die Anforderungen der wichtigsten Nutzer – insbesondere auch der Industrie – erfüllt werden. Der Staat muss Forschung und Entwicklung von 5G in bayerischen Schlüsseltechnologien fördern und geeignete Frequenzbereiche zuteilen.
Digitale Bildung gestalten
Politik Wirtschaft Wissenschaft
Es muss umgehend ein pädagogisches Gesamtkonzept für die digitale Bildung erarbeitet werden. Der Prozess muss von einem interdisziplinär besetzten Experten-Beirat begleitet werden. Bei der Wissensvermittlung wie auch bei der infrastrukturellen Ausstattung müssen die kurzen Erneuerungszyklen (ca. 3 Jahre) eingeplant und budgetiert werden.
Spätestens 2022 muss das digitale Klassenzimmer an allen bayerischen Schulen Realität sein, die technische Ausstattung für die digitale Schule muss bis 2020 flächendeckend zur Verfügung stehen.
Die berufliche Aus- und Weiterbildung muss umgehend auf die Anforderungen der Digitalisierung ausgerichtet werden, u. a. durch eine Weiterentwicklung der Berufsprofile. Zugleich müssen mehr Fachkräfte für IT-Sicherheit ausgebildet werden.
Die Hochschulen müssen technisch auf den neuesten Stand gebracht und digitale Medien gezielt eingesetzt werden. Fachbezogenes IT-Basiswissen (z. B. Fähigkeiten im Umgang mit neuen Methoden der Datenanalyse) muss in jede Hochschulausbildung integriert werden.
Urheberrechtliche Fragen müssen praxisgerecht gelöst werden (z. B. über neue Lizenzierungs- und Finanzierungsmodelle), um digital verfügbares Wissen breiter nutzen zu können.
Digitales Enabling der Verwaltung vorantreiben
Politik Wirtschaft Wissenschaft
Der Staat muss digitale Kompetenzen und technische Ausstattung aufbauen bzw. erweitern, um digitale Methoden (z. B. Building Information Modeling, BIM) anwenden zu können. Ein Benchmark muss transparent machen, wo die Verwaltung bei der digitalen Transformation steht.
Bayern muss Leitregion beim eGovernment werden, z. B. als erste papierlose Verwaltung.
Der Staat sollte bei neuen Technologien als Early Adopter auftreten und so zum Treiber der Digitalisierung werden. BIM muss beispielsweise zum Standard für alle staatlichen Gebäude werden, aber auch andere Planungsinstrumente (z. B. Energienutzungspläne) sollten umgehend auf digitale Lösungen umgestellt werden.
Digitalisierung muss eingesetzt werden, um neue Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen zu finden, zum Beispiel bei der Optimierung der Verkehrssysteme. Eine eigene Task Force Digitalisierung sollte die Ministerien dabei unterstützen.
Gezielt Kompetenzen am Standort aufbauen
Politik Wirtschaft Wissenschaft
Bayern ist bei der Forschung und Entwicklung an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie mit erfolgreichen Unternehmen gut aufgestellt, muss aber seine Kräfte noch stärker bündeln und neue Kompetenzzentren in folgenden Bereichen schaffen:
- Cyber-Sicherheit
- Künstliche Intelligenz
- Mensch-Maschine-Interaktion
- Automation Valley / Robotik
- Digitales Planen und Bauen
- Anwenderzentren für additive Fertigung (sog. 3D-Druck)
Arbeitsrecht modernisieren, nicht überregulieren
Politik Wirtschaft Wissenschaft
Wir brauchen ein Arbeitsrecht für die Wirtschaft 4.0, um die durch Digitalisierung mögliche und notwendige größere Flexibilität nutzen zu können. Neue Formen der Organisation von Arbeit, z. B. über Plattformen, dürfen nicht überreguliert werden.
Nutzen der Digitalisierung messbar machen
Politik Wirtschaft Wissenschaft
Eine genaue Ermittlung des Mehrwerts durch Digitalisierung dient der Entscheidungsfindung auf staatlicher und unternehmerischer Ebene sowie einer stärkeren Verbreitung Erfolg versprechender Methoden.
Dazu müssen die statistischen Grundlagen für die volkswirtschaftliche Messung verbessert werden, z. B. über eine Ergänzung um zusätzliche Indikatoren und ein Längsschnittpanel digitale Wertschöpfung (regelmäßige, strukturierte Unternehmensbefragung).
Insbesondere der Staat ist gefordert, die Rendite der unterschiedlichen digitalen Werkzeuge in der Praxis zu ermitteln und den potenziellen Nutzen für Unternehmen bekannt zu machen.
Forschungsförderung strategisch aufstellen
Politik Wirtschaft Wissenschaft
Es ist eine strategische Forschungsförderung zu implementieren; die nutzerorientierte Forschung muss zur Lösung von gesellschaftlichen Herausforderungen gestärkt werden.
Um die Forschungsergebnisse stärker in der Breite – vor allem auch im unternehmerischen Mittelstand – nutzen zu können, muss der Wissenstransfer u. a. durch eine zielgruppengerechte Aufbereitung verbessert werden.
Technologieförderung punktuell ergänzen
Politik Wirtschaft Wissenschaft
Neben den bestehenden Schwerpunkten sind gerade für die Vielzahl an kleineren und mittleren Betrieben neue Förderschwer-punkte in den Bereichen Landwirtschaft 4.0 / Smart Farming und BIM erforderlich.
Innovationsoffenheit fördern
Politik Wirtschaft Wissenschaft
Die herkömmliche Technikfolgenabschätzung muss zu einer Technikchancenabschätzung weiterentwickelt werden, die auch die Nachteile im Falle eines Unterlassens berücksichtigt.
Der Staat muss bei allen von ihm unterstützten Projekten die Ergebnisse mit Best-Practice-Beispielen aufbereiten und verbreiten, um den Nutzen sichtbar zu machen.
Der Staat sollte Bürger mitmachen lassen und sie mit ihrem Wissen einbinden, beispielsweise im Rahmen der „smarten“ Stadt der Zukunft.
Nicht nur neue Normen müssen innovationsfreundlich sein – auch der Bestand an Normen muss regelmäßig daraufhin überprüft werden, ob er ausreichend innovationsoffen ist oder als Hemmnis wirkt.