Herkömmliche Instrumente der Volkswirtschaft
Trotz der zum Teil rasanten Geschwindigkeit des digitalen Wandels sind die bislang auf Ebene der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) gemessenen Produktivitätssteigerungen durch Digitalisierung gering. Es ist zumindest auf den ersten Blick kein Zusammenhang zwischen dem Digitalisierungsgrad und dem Produktivitätswachstum der Volkswirtschaften zu erkennen, obwohl unzweifelhaft Mehrwert geschaffen wird.
Zwei Aspekte erschweren die Analyse: Die meisten Studien messen die Computerisierung – also im Kern die Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) – anstelle der Digitalisierung, und viele der Aspekte der Digitalisierung sind nicht oder noch nicht sichtbar.
Wesentliche Gründe für die Sichtbarkeits- und Messprobleme sind:
Deflatoren
(Indizes, mit dem Nominalgrößen preisbereinigt werden)
Die zur Bestimmung der realen Wertschöpfung benutzten Preisindizes sind ungeeignet, weil sie die Verbesserung der Leistungsfähigkeit neuer digitaler Produkte nicht korrekt erfassen und damit die Wertschöpfung unterschätzen.
Identifikationsproblem
Die Effekte der Digitalisierung zeigen sich erst auf der Ebene von Produkten und Dienstleistungen. Die amtlichen Statistiken kennen aber keine Trennung zwischen digitalen und nicht-digitalen Leistungen. Auf Basis der VGR können die Effekte deshalb nicht ermittelt werden.
Substitutionseffekte
Digitale Produkte können andere verdrängen. Die in der VGR gemessene Wertschöpfung bleibt im Extremfall unverändert, obwohl sich die Struktur in Richtung „mehr digital“ verändert und sich die Wettbewerbsfähigkeit verbessert hat.
Zeitverzögerte Wirkungen
Es braucht Zeit, bis die Wirkungen der Digitalisierung sichtbar sind. Am Anfang sind komplementäre Investitionen nötig, die die gemessene Produktivität sogar verringern können. Auch sind heute noch zu wenige Unternehmen digitalisiert, um die notwendigen Netzwerkeffekte zu realisieren.
Outcome-Effekte
Oft zeigen sich die Wirkungen in sogenannten Outcome-Kategorien, die nicht in der VGR abgebildet sind. Dazu zählen z. B. die Konsumentenrente oder im Internet bereitgestellte unentgeltliche Leistungen. Sehr wichtig ist auch die Untererfassung der Haushaltsproduktion.
Wie bereits zuvor zum weiteren Mehrwert festgehalten, sind die herkömmlichen volkswirtschaftlichen Instrumente nur bedingt dazu geeignet, einen durch Null-Grenzkosten-Eigenschaften geprägten technologischen Wandel und die damit einhergehenden Folgen wie die unentgeltliche Verbreitung von Inhalten und Anwendungen abzubilden. Um die Realität abzubilden, müssten die Messverfahren weiterentwickelt werden.