Neben den Unternehmen selbst sind auch die staatlichen Einrichtungen als „neutrale Instanzen“ gefordert, wenn es darum geht, realistische Erwartungen im technologischen Wandel zu wecken. Staat und Politik müssen Zusammenhänge und die Auswirkungen grundlegender Weichenstellungen frühzeitig und so transparent und verständlich wie möglich kommunizieren.
In der Gesellschaft hat sich beispielsweise mittlerweile das Bild verfestigt, Daten seien der entscheidende Rohstoff, das „Öl“ der Zukunft und sehr wertvoll. Wie Studien der TU Darmstadt zeigen, überschätzen die Bürger allerdings den Wert ihrer Daten deutlich. So verdient Facebook pro Nutzer in Europa zwischen acht und 13 Euro im Jahr, was zumindest ein guter Näherungswert für die Bestimmung des Werts der Daten ist. Die Schätzung der Studienteilnehmer liegt oft drei- bis viermal höher. Zusätzlich sind sie vielfach der Ansicht, nicht ausreichend für die Preisgabe ihrer Daten kompensiert zu werden. Es entsteht also ein Gefühl der Unfairness, aus dem wiederum die Forderung nach einer höheren Beteiligung an der Wertschöpfung durch Datennutzung bzw. eine Freigabe von „Daten für alle“ abgeleitet wird. Das blendet nicht nur den tatsächlichen monetären Wert und die eigentliche Leistung des Anbieters des datengetriebenen Geschäftsmodells aus, es spiegelt nicht einmal den subjektiven Wert der Daten wider, wie er im Umgang des Einzelnen damit zum Ausdruck kommt. Die Akzeptanz datenbasierter Geschäftsmodelle ist in der Bevölkerung relativ niedrig, was in starkem Kontrast zum Maß der Nutzung gerade im privaten Bereich steht. Eine stabile Mehrheit von knapp unter 50 Prozent sagt, sie finde es nicht in Ordnung, dass „kostenlose“ Internetdienste wie Facebook oder Google Geld mit Nutzerdaten verdienen, „aber ich muss mich damit abfinden“. Erstaunlicherweise steigt der Anteil derjenigen, die darüber „noch nie nachgedacht“ haben, seit Jahren an: von 3,6 Prozent im Jahr 2012 auf 13,2 Prozent in der jüngsten Befragung von 2017. Auf der einen Seite spricht das nicht für den Erfolg der bisherigen Bemühungen zur Steigerung der Medienkompetenz, auf der anderen Seite mag das Ausdruck einer wachsenden Normalität des Geschäftsmodells gerade in den jüngeren Zielgruppen sein.
Während zunächst vielfach ein „Dateneigentum“ diskutiert wurde, hat sich inzwischen der Trend komplett gewandelt, und es sollen nun nach Auffassung vieler Daten immer allen „gehören“. Dieser Richtungswechsel lässt sich insoweit nachvollziehen, als der Bürger mit seinen Daten in monetärer Hinsicht nicht viel anfangen kann. Zwar gibt es jedenfalls in den USA bereits Geschäftsmodelle, die explizit auf einen „Verkauf“ von persönlichen Daten (z. B. Bewegungsdaten, Einkaufsverhalten) setzen, sie werden aber in Deutschland von der Bevölkerung mehrheitlich abgelehnt und entsprechen von den Erlösen her auch nicht den o. g. Erwartungen. Eine gewisse Ausnahme stellen Versicherungsangebote dar, bei denen der Kunde dem Unternehmen zusätzliche Informationen zur Verfügung stellt, um in einen günstigeren Tarif zu gelangen. Da also die „Selbstvermarktung“ nur in begrenztem Umfang klappt, das Gefühl der Ungerechtigkeit aber bleibt, verlagern sich die Forderungen je nach politischer Ausrichtung hin zur Umverteilung (Teilhabe an Wertschöpfung, z. B. über „Robotersteuer“) oder Zerschlagung der „Datenmonopole“ bzw. der über sie verfügenden Unternehmen. Dieses andere Extrem ist allerdings nicht minder riskant für eine zukunftsfähige Ausrichtung des Standorts und ebenso abzulehnen.
Nur wenn ökonomische Grundlagen bekannt sind – und dazu gehören in einer zunehmend digitalen Wirtschaft auch Grundzüge der Datenökonomie –, ist eine sachliche Auseinandersetzung auch in der politischen Debatte möglich, die nicht alleine um Fragen der (Verteilungs-)Gerechtigkeit kreist.
Ursprünglich angetreten war die Politik mit Aussagen wie jener, dass die Energiewende (oder genauer: die Förderung erneuerbarer Energien) den durchschnittlichen Haushalt pro Monat nur so viel koste wie eine Kugel Eis. Derzeit liegen diese Kosten bei rund 20 Euro im Monat allein für die EEG-Umlage. Offen bleibt, ob es dem Wähler auch diesen oder vielleicht sogar einen noch höheren Betrag wert gewesen wäre, wenn man ihn von vornherein kommuniziert und erklärt hätte. Stattdessen kreist die Debatte seit Jahren darum, wer an welcher Stelle versagt hat, weil die Kosten höher ausfallen, und wer stärker be- oder entlastet werden müsste. Hinzu kommen Akzeptanzprobleme im Hinblick auf Anlagen und Leitungen, deren Notwendigkeit eigentlich auch schon von Anfang an feststand. Bei den notwendigen Maßnahmen zur Erreichung der Klimaschutzziele zeigt sich eine ähnliche Tendenz: Es werden Ziele festgelegt und Maßnahmen auf einer Ebene diskutiert, die so abstrakt ist (Verkehrssektor, Industrie etc.), dass die Betroffenheit des Einzelnen im Dunkeln bleibt, jedenfalls sofern er nicht in einem der im Fokus stehenden Wirtschaftszweige beschäftigt ist. Zusätzlich wird bei jeder Maßnahme betont, sie müsse selbstverständlich sozialverträglich ausgestaltet werden. Wenn dem Bürger aber nicht erklärt wird, was Klimaneutralität für seinen ganz persönlichen Lebensstil bedeutet und mit welchen Auswirkungen auf Wirtschaftsstruktur, Wohlstand und Beschäftigung zu rechnen ist, ist die nächste Enttäuschung vorprogrammiert. Die Studie Klimapfade für Deutschland (BCG / Prognos 2018) zeigt, welche enormen Anstrengungen für die Erreichung von 95 Prozent Emissionsreduzierung bis 2050 erforderlich sind. Neben volkswirtschaftlichen Mehrkosten in Höhe von 15 bis 30 Milliarden Euro im Jahr müssen u. a. synthetische Kraftstoffe in großer Menge importiert werden, Carbon Capture and Storage (CCS) in der Industrie eingesetzt und die Emissionen im Tierbestand reduziert werden; um den Fortbestand der Industrie am Standort zu sichern, sind neue Ausgleichsmechanismen erforderlich. Nur bei optimaler Umsetzung und globalen Klimaschutzanstrengungen können nach dem Ergebnis der Studie gesamtwirtschaftlich neutrale bis leicht positive Auswirkungen erwartet werden.