Der Einsatz neuer Technologien bzw. darauf basierender Anwendungen eröffnet auch Chancen, die Auswirkungen und den Nutzen von Veränderungen zu transportieren. Ein Beispiel sind 3D-Anwendungen (Visualisierung, Simulation), die etwa bei Bauvorhaben Anwohnern und weiteren Interessierten demonstrieren können, wie die neue Infrastruktur sich in die Umgebung einfügt. Gleichzeitig kann auf Anregungen und Einwände sofort reagiert werden: Mit einer Anpassung der Parameter kann z. B. nahezu in Echtzeit gezeigt werden, welche Auswirkungen eine andere Bauweise, Trassenführung etc. hätte. Argumente können sofort verarbeitet und bei Bedarf glaubhaft widerlegt werden. Damit wird eine öffentliche Konsultation mit direktem Feedback möglich.
Bisher ist der Staat hier zu zögerlich beim Einsatz neuer Technologien. Stuttgart 21 ist ein Beispiel: Die Werkzeuge für eine überzeugende Visualisierung der verschiedenen Optionen und des Zielzustands lagen vor, kamen aber nicht zum Einsatz. Künftig müssen solche Anwendungen im Rahmen von Partizipationsverfahren zum Standard werden.
Der Staat ist auch gefordert, neuere Kanäle stärker zu besetzen und insbesondere Fake News etwas „Beglaubigtes“ entgegenzusetzen. Dazu reicht es möglicherweise nicht, nur einen Facebook-, YouTube- oder Instagram- Account zu betreiben, wenn man eine breite Zielgruppe erreichen will. Auch Influencer müssen beispielsweise ernst genommen und als neues Kommunikationsmedium genutzt werden. Es kann helfen, wenn sich die Verantwortlichen im Sinne eines Perspektivwechsels selbst als Influencer begreifen und entsprechend agieren. Vergleichbar der Gegendarstellung in der Zeitung muss auch hier der Social-Media-Nutzer dort erreicht werden, wo er sich informiert. Ein aktuelles Beispiel ist der Impfschutz: Jahrelang war die Masernimpfung kein Thema, bis die Social-Media-Kanäle geflutet wurden von Fake News über angebliche Impfschäden – mit dem Ergebnis, dass Masern wieder auf dem Vormarsch sind. Verpflichtungen und Strafandrohungen sind hier als alleiniges Mittel nicht ausreichend, wie die Impfzahlen und vor allem Krankheitsfälle in benachbarten Staaten wie Frankreich oder Italien zeigen.