Es fehlt an einem umfassenden Health Technology Assessment (HTA, zu Deutsch etwa Medizin-Technikfolgenabschätzung). Andere Länder errechnen, was beispielsweise ein neues Medikament für das Gesundheitssystem insgesamt an Einsparungen bringen kann: ambulante statt stationäre Behandlung, Erhalt der Erwerbsfähigkeit etc. Ein solches System muss – nicht nur für Medikamente und Medizintechnik im engeren Sinne, sondern z. B. auch für Anwendungen aus dem Bereich E-Health – wesentlich breiter genutzt werden. Aktuell werden nur einzelne ausgewählte Themen behandelt, für die es schon ausreichend Publikationen gibt, und es werden insbesondere in aller Regel keine Innovationen bewertet, sondern nur Technologien, die sich bereits im Einsatz befinden.
Es darf aber nicht nur darum gehen, den Nutzen bestehender Technologien zu hinterfragen und ggf. den Leistungskatalog der Krankenkassen zu kürzen, sondern auch darum die Wirkungen neuer – unter Umständen auch aufwändiger und teurer – Technologien umfassend abzuschätzen, ganz im Sinne einer Medizin-Technikchancenabschätzung.
In einem nächsten Schritt ist eine Harmonisierung der Nutzenbewertung einschließlich HTA auf europäischer Ebene sinnvoll: Gegenwärtig gibt es trotz eines seit Anfang der 90er-Jahre existierenden internationalen und eines europäischen Netzwerks (International bzw. European Network of Agencies for Health Technology Assessment) in den einzelnen europäischen Ländern verschiedene Goldstandards und keine gegenseitige Anerkennung bei der Nutzenbewertung; nur die Zulassung ist europäisch.