Ak­zep­tanz schaf­fen

Ge­ra­de im sen­si­blen per­sön­li­chen Be­reich der Ge­sund­heit ist die Ak­zep­tanz ein zen­tra­ler Er­folgs­fak­tor, z. B. für den Ein­satz di­gi­ta­ler Tech­no­lo­gi­en. Der Bür­ger und Pa­ti­ent darf da­bei al­ler­dings nicht un­ter­schätzt wer­den: in ei­ni­gen Be­rei­chen ist sei­ne Be­reit­schaft, sich auf Neu­es ein­zu­las­sen, we­sent­lich hö­her als die des Ge­setz­ge­bers.

 

66 Pro­zent der Be­völ­ke­rung ver­trau­en dar­auf, dass ge­ra­de Ärz­te und Kran­ken­kas­sen mit ih­ren per­so­nen­be­zo­ge­nen Da­ten ver­ant­wor­tungs­voll um­ge­hen. Das ist der höchs­te Wert im Hin­blick auf die Ge­samt­heit der Ak­teu­re, nach de­nen ge­fragt wur­de, und mehr als dop­pelt so hoch wie das dem Staat und der Ver­wal­tung ent­ge­gen­ge­brach­te Ver­trau­en. Das spricht erst recht da­für, das durch Di­gi­ta­li­sie­rung stark ge­trie­be­ne neue Ver­hält­nis zwi­schen Arzt und Pa­ti­en­ten zum bei­der­sei­ti­gen Nut­zen ein­zu­set­zen, auch un­ter Ein­bin­dung der Kran­ken­kas­sen. Staat­li­che Lö­sun­gen müs­sen hier nicht zwin­gend von Vor­teil sein.

 

We­sent­li­ches Ele­ment ist in je­dem Fall ei­ne um­fas­sen­de In­for­ma­ti­on der Pa­ti­en­ten so­wie der Ge­sell­schaft im Gan­zen über die Vor­ und Nach­tei­le in­no­va­ti­ver Me­di­zin­tech­no­lo­gie für ei­ne in­di­vi­du­ell op­ti­ma­le Ge­sund­heits­ver­sor­gung.

 

Wo es dar­um geht, die Ge­sell­schaft zum Mit­ma­chen zu ak­ti­vie­ren, muss auch hin­ter­fragt wer­den, in wel­che Rich­tung die be­stehen­den Re­ge­lun­gen die Ent­schei­dung len­ken. Un­ab­hän­gig da­von, wie man zum so­ge­nann­ten „Nud­ging“ (ein An­stoß un­ter­halb der Ebe­ne von Ver­ oder Ge­bo­ten bzw. öko­no­mi­scher An­rei­ze, durch den das mensch­li­che Ver­hal­ten auf vor­her­sag­ba­re Wei­se be­ein­flusst wer­den soll) durch staat­li­che Stel­len steht: man kann mit ge­setz­ge­be­ri­schen Wei­chen­stel­lun­gen nicht nicht be­ein­flus­sen. Ein Bei­spiel hier­für ist die Or­gan­spen­de. Die An­zahl po­ten­zi­el­ler Spen­der ist in Deutsch­land we­sent­lich ge­rin­ger als in ver­gleich­ba­ren Län­dern. Da­bei ist gleich­zei­tig die Blut­spen­de ein ver­gleichs­wei­se er­folg­reich ein­ ge­führ­tes In­stru­ment, auch wenn hier eben­falls ein noch hö­he­rer Be­darf be­steht. Ins­ge­samt spen­den nach An­ga­ben des Deut­schen Ro­ten Kreu­zes rund drei Pro­zent der Be­völ­ke­rung re­gel­mä­ßig Blut, was über dem eu­ro­päi­schen Durch­schnitt liegt. Die Auf­wands­ent­schä­di­gung kann an­ge­sichts der ge­rin­gen Hö­he (zwi­schen 10 und 28 Eu­ro pro Voll­blut­spen­de, hö­her bei Throm­bo­zy­ten) je­den­falls nicht der al­lei­ne ent­schei­den­de Fak­tor sein; hin­zu kom­men der Wunsch, an­de­ren zu hel­fen und die Er­war­tung, im Ernst­fall selbst ei­ne not­wen­di­ge Blut­kon­ser­ve er­hal­ten zu kön­nen – As­pek­te al­so, die bei der Or­gan­spen­de ge­nau­so grei­fen müss­ten. Ei­ne Um­stel­lung auf ein „Opt­out­Mo­dell“ soll­te im In­ter­es­se der Mehr­heit der Be­völ­ke­rung lie­gen und ist an­zu­stre­ben.

 

Auch soll­te ge­prüft wer­den, ob nicht ei­ne „Da­ten­spen­de“ (z. B. für Stu­di­en zur Er­for­schung von Krank­heits­bil­dern, Ge­sund­heits­ge­fah­ren etc.) mit ent­spre­chen­den da­ten­schutz­recht­li­chen Er­leich­te­run­gen bei der spä­te­ren Nut­zung der Da­ten (et­wa für ei­nen an­de­ren als den ur­sprüng­lich an­ge­dach­ten For­schungs­zweck) als neu­er An­satz ein­ge­führt wer­den könn­te.